Wie die Zeit vergeht – schon wieder hat ein neues Jahr begonnen. Schon wieder ist der Januar vorbei, in dem wir noch hofften, in 2023 würde alles anders. Schon wieder sind wir im Februar und spüren in uns die zarte Unruhe, die die Frühlingsenergie mit sich bringt.

Wie die Zeit vergeht? Ja, genau, wie vergeht die Zeit eigentlich? Wenn wir auf die Uhr schauen, vergeht sie chronologisch, immer gleich, der Zeiger rückt vorwärts, Tick für Tick. Niemals rückwärts. Im eigenen Erleben sieht das schon ein bisschen anders aus, hier vergeht Zeit mal gar nicht, mal rasend schnell. Wie die Zeit vergeht, scheint mittlerweile auch ein Statussymbol zu sein. Wer Zeit hat, ist verdächtig. Da stimmt etwas nicht. Der Arzt hat nächste Woche schon einen Termin frei – hm, zu dem gehe ich lieber nicht. Menschen mit Zeitwohlstand sind  schnell des Faulenzertums überführt. Erfolgreiche Menschen sind permanent unter Zeitnot, sie sind vielgefragt und ihre Zeit ist rar, begehrt, ein Luxusgut.

So gesehen, ist Zeit kostbar und deswegen eine Ressource, ein Handelsgut. Arbeitnehmer geben Zeit für Geld. Aber ist es wirklich so, ist Zeit eine Ressource? Spätestens seit Michael Endes Buch „Momo“ wissen wir, dass wir Zeit nicht sparen können und schon manche/r von uns mag verwundert festgestellt haben, dass Zeit ganz plötzlich da ist, wenn wir sie uns nehmen. Sie ist da, wenn wir uns berühren lassen: im bewussten Atem, im liebevollen Blick auf die Partnerin. Sie dehnt sich lustvoll aus beim gemeinsamen Frühstück, füllt den Moment mit Licht, wenn wir einfach nur zuhören, ohne zu werten oder eine Antwort zu überlegen.

Das wirkliche Wunder ist: Zeit findet immer im Moment statt. In diesem. Zeit ist Gegenwart, der ganze Rest ist entweder Staub oder Idee. Nur in der tatsächlichen, lebendigen Begegnung mit dem gegenwärtigen Moment existiert Zeit. Diese Begegnung passiert, wenn wir uns dem, was wir tun, ganz hingeben. Wir essen, wir gehen, wir fahren Auto, wir stehen im Stau, wir kochen, wir spülen, wir lieben, wir hören zu, wir erzählen. Wir schreiben. In der Ausschließlichkeit des Tuns entdecken wir die Zeit und erleben, dass wir Zeit nicht durch Effizienz, sondern durch Genuss zu einem Wert machen. Wenn wir langsamer gehen, haben wir plötzlich Zeit. Es ist wie ein Schalter, der sich umlegt, fühlbar, merkbar, als Körperwahrnehmung der Weite. Als ob plötzlich das eigene Sein in Resonanz mit Kairos geht, mit der qualitativen Zeit, dem achtsamen Moment, mit dem richtigen Augenblick, mit dem, was ist.

Folgende Fragen könnten dich inspirieren:

  • Was bedeutet Zeit für dich?
  • Wer sollte mehr Zeit für dich haben?
  • Für wen oder was möchtest du mehr Zeit haben?
  • Warum hast du sie nicht?
  • Wir haben alle gleich viel Zeit – warum nutzen wir sie so unterschiedlich?

Dieser Text ist teilweise auch im Februar-Newsletter FEDERFLUSS erschienen. Wenn du gerne regelmäßige Schreibimpulse erhalten möchtest, kannst du ihn hier abonnieren.