Ko-Kreation oder denglisch Co-Creation ist Digitalisierung und „Camp-Fire“, Augenhöhe und Selbstdenken. Ganz viele Begrifflichkeiten, die heute so unterwegs sind, finden sich in diesem Ausdruck wieder, der mir in letzter Zeit ständig begegnet. Unternehmen, Führungskräfte, Parteien, Eventplaner und viele, viele Organisationen weltweit entscheiden nicht mehr für die Betroffenen, sie entscheiden mit ihnen. Das klingt zunächst fast banal, verbirgt aber eine Menge Power, wenn man es sich genauer anschaut. Und diese Power ist Grund genug, sich hier ein bisschen mit der Idee dahinter zu beschäftigen.
Was ist Co-Creation?
Co-Creation bindet Stakeholder (also alle irgendwie am Ergebnis Interessierten) in den Entstehungsprozess einer Idee, eines Produktes usw. ein. Das gesamte Wissen und die Perspektiven der Mitarbeiter, Mitglieder oder Kunden fließen ein. Im Unternehmen wäre es so, dass das Know-how der eigenen Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen zusammen fließen würde, man externe Spezialisten fragen würde und auch noch Kunden, Partner, Zulieferer, vielleicht Kapitalgeber oder – je nach Fragestellung – Familienmitglieder einbeziehen würde, um zu einer Entscheidung zu kommen.
Äh – warum soll ich so einen Aufwand betreiben?
Genau das ist die Kernfrage, die dazu führt, das Ko-Kreation so oft eine schöne Idee bleibt. Weil in den Köpfen der Beteiligten zunächst nur der Aufwand steht, nicht aber der Sinn. Der Sinn lässt sich in einem alten TV-Werbespruch am besten formulieren: „Mittendrin, statt nur dabei“. Co-Creation führt unmittelbar dazu, dass Menschen Verantwortung übernehmen. Sie sind am Prozess beteiligt. Hinterher beschweren funktioniert nicht – „Wieso, du hast doch mitgeplant?“ Ko-kreative Entscheidungen werden solidarisch gefunden, getroffen und in der Konsequenz zusammen getragen. Diese Herangehensweise schafft ein gemeinsames Verantwortungsbewusstsein und eine hohe Motivation bei allen Stakeholdern (Ja, ich mag das Wort auch nicht wirklich, aber es ist der beste Oberbegriff an dieser Stelle).
Gemeinsam sind wir stärker
Gemeinsam geschaffene Dinge werden vereint getragen. Wenn ich zum Beispiel als Geschäftsführer etwas entscheide und dann „runterbreche“, dann wird es lediglich ausgeführt. Tragen alle ihren Teil zur Entscheidung bei, dann werden auch alle gemeinsam die Umsetzung und Konsequenzen tragen.
Dass wir uns nicht falsch verstehen – ich rede nicht von der „Es ist alles gesagt aber noch nicht von jedem“-Demokratie, die wir so oft in Meetings vorfinden. Was ich meine, ist ein strukturiertes Besinnen auf das Wissen und die Fähigkeiten, die jeder einzelne hat und einbringen möchte.
Wir können die Macht und das Wissen des Einzelnen nutzen
- Co-Creation in Meetings heißt dann vielleicht, dass jeder Teilnehmer vorab ein Topic inhaltlich vorbereitet, so dass im Meeting nur noch Fragen geklärt und Entscheidungen getroffen werden. Wir werden effizienter.
- Ko-Kreation im Eventbereich bringt Teilnehmer und Veranstalter auf Augenhöhe. Die Veranstaltungsteilnehmer werden von Beginn an in die Planung und Umsetzung einbezogen. Das, was geschehen soll, entsteht auf der Basis gemeinsamer Bemühungen und Ideen.
- Co-Creation ist schon in der Politik angekommen, die frisch gegründete Partei „Demokratie in Bewegung“ nutzt digitale Möglichkeiten des Austauschs, bezieht Mitglieder eng in die Basisarbeit und Themenfindung ein.
- Ko-Kreation integriert den Kunden in den Kreativprozess, ist also genau das, was ich im Textcoaching mache. Nicht „für jemanden“, sondern miteinander arbeiten. Was dann entsteht, ist das Ergebnis gemeinsamer Bemühungen und Ideen. Deswegen ist Textcoaching die schönste Art, zu individuellen und einzigartigen Unternehmenstexten zu gelangen.
- Auch im Marketing gewinnt die Beteiligung der Kunden einen immer größeren Wert. Laut HufPo ist eine gute „Customer Experience“ vor allem in den Unternehmen vorhanden, die Kunden-Feedback in ihre Prozesse, Produkte und Dienstleistungen einbeziehen.
Ko-Kreation ist Digitalisierung + Augenhöhe
Ich finde, das Prinzip Co-Creation zeigt perfekt, was unsere Welt kann, wenn sie ihre Möglichkeiten ausschöpft. Sich auf ihre elementaren Fähigkeiten besinnt:
- die steinzeitlichen – miteinander um ein Feuer sitzen und reden
- die technologischen – sich durch moderne Technologie über Themen- und Ländergrenzen hinweg verbinden, um gemeinsam Dinge voran zu bringen
- die visionären – mit neuen Formen der Beziehung einen schnelleren Wissenstransfer und eine intensivere Potenzialentfaltung anregen
Ist Co-Creation Ausdruck eines neuen Zeitgeistes, der immer mehr Menschen packt?
Ich würde es mir wünschen. Die Zukunftsforscherin und Mitbegründerin der „Foundation for Conscious Evolution“, Barbara Marx Hubbard schreibt im Vorwort zu ihrem “Co-Creators Handbook 2.0” von einem neuen Menschentyp, dem „Homo Co-Createur“. Der „Homo Co-Createur“ sieht sich nicht als alleinigen Akteur seines Lebens, sondern als Part eines wesentlich größeren Systems.
Das mag manchem von Euch jetzt ein bisschen zu esoterisch werden, für mich ist es ein wunderschöner Effekt von Co-Creation: Die gemeinsame Gestaltung einer Aufgabe „zwingt“ uns dazu, uns als Teil eines Systems zu sehen und darin aktiv zu werden. Wir müssen unsere eigenen Interessen so „kramen“, dass wir sie in den Dienst der Gemeinschaft stellen – Unternehmen, Gesellschaft, Familie – egal. Wir müssen Verantwortung übernehmen und selbstdenken. Nicht an uns selbst denken, sondern selbstständig unseren Beitrag zum Gelingen eines großen Ganzen erbringen, durch die Kraft unseres Wissens und Tuns.
Wozu möchtet Ihr beitragen – schreibt mir gerne.