Im stressigen und lauten Alltag hören wir unsere innere Stimme oft nicht mehr. Sie geht unter, denn oft ist sie sehr leise. Wo finden wir einen Raum, in dem wir dieser wichtigen Stimme wieder besser zuhören können? Eine Möglichkeit ist das intuitive Schreiben, es öffnet uns den Zugang zu unserer Kreativität und zu uns selbst.

Oft wird das intuitive Schreiben auch automatisches Schreiben oder kreatives Schreiben genannt. Egal wie du es nennen möchtest, die Grundidee ist die gleiche: Wir schreiben mit der Hand und lassen Worte, Ideen, Sätze – alles was kommt – einfach unzensiert auf das Papier laufen. Diese Technik aktiviert unsere Intuition und unser Unterbewusstsein, inklusive all der Ideen, Bilder, Erinnerungen, die dort gespeichert sind. Die können wir dann nutzen: Zum einen für kreative Lösungen, egal ob es um private Fragen oder berufliche Lösungen geht. Zum anderen für uns selbst, denn mit dem intuitiven Schreiben gewinnen wir Klarheit über unsere Bedürfnisse und unseren Lebensweg – den bereits gegangenen und den künftigen.

Einfach schreiben

Wichtig ist, dass du einfach drauflosschreibst und versuchst, während des Schreibprozesses so wenig wie möglich über das Geschriebene nachzudenken. Lass es fließen. Schreibe 10 bis 20 Minuten ohne Pause (stell dir eine Uhr!) und schreibe alles auf, wie es kommt, ohne zu bewerten, durchzustreichen, zu korrigieren. Rechtschreibung und Grammatik sind egal und die Sätze müssen noch nicht einmal vollständig sein. Halte alles, was entsteht, schriftlich fest, versuche, alle Bilder und Gedanken in deinem Kopf zu Papier zu bringen – gib ihnen Raum, zu entstehen.

Was dann passiert

Deine Intuition und die aus dem Schreibprozess erwachsende Klarheit eröffnen dir die Möglichkeit, Ideen und Ziele zu formulieren und die zur Zielerreichung erforderlichen Ressourcen zu entdecken, zu aktivieren oder zu erwerben. All dies wird möglich, weil wir unserer inneren Stimme mit dem intuitiven Schreiben einen Weg nach außen ebnen. Auch für dein Wohlbefinden ist das intuitive Schreiben wichtig, es aktiviert Verarbeitungsmöglichkeiten von Erlebnissen und Gefühlen, die sonst im dunklen „Hinterstübchen“ ihr Unwesen treiben würden, bringt sie ans Licht.

Wenn du nicht auf deine innere Stimme hörst, wer soll es sonst tun?

Intuitives Schreiben ist ein Weg zur Weiterentwicklung, zum Selbstcoaching. Das Schreiben aktiviert kein Wissen aus deinem Verstand. Es ist eine Methode, das Wissen deines Körpers zu nutzen: Wir werden bewusster, um unser Leben besser zu verstehen. Erwerben Kompetenz im Umgang mit uns selbst und mit anderen.

Warum unsere Intuition durch Schreiben gestärkt wird und was wir davon haben.

Es ist wissenschaftlich belegt, dass intuitives Schreiben die rechte Hirnhälfte aktiviert, die für Kreativität, Verknüpfung, für das „große Ganze“ zuständig ist. Sie steuert Gedanken nicht linear, wie wir das im Alltag normalerweise tun (Wenn ich a tue, wird b passieren …). Die rechte Hirnhälfte zeigt das Gesamtbild und das wollen wir finden und zu Papier bringen.

Durch die Handschrift entsteht eine Verbindung von Hand und Hirn, die uns Zugang zu einer Informationsebene schafft, die sonst verschlossen bleibt. Dazu schalten wir den Verstand mal kurz aus und lernen, der Intuition zu vertrauen. Wir lassen ein inneres Wissen, mit dem wir verbunden sind, aus der Feder fließen und können so

  • unserer inneren Stimme den Raum geben, den sie verdient.
  • Entscheidungen besser treffen.
  • Antworten sicherer finden.
  • Zugang zu verschüttetem Wissen erhalten.
  • negative Gedanken auflösen und Stress reduzieren.
  • Worte für Wahrheiten finden, die noch nicht bewusst waren.
  • Emotionen bewusster erleben und verarbeiten. Damit werden wir gesünder, denn Unterdrücktes macht krank: Magen, Nacken und so weiter.
  • höhere Gedächtniskapazität erwerben.
  • Erinnerungsvermögen stärken.
  • Ereignisse besser bewältigen.
  • Einfühlungsvermögen und Mitgefühl durch Perspektivwechsel trainieren.

Indem wir Gedanken und Emotionen auf Papier sichtbar machen, mit Abstand betrachten und beurteilen können, steigern wir unsere Selbstwirksamkeit durch Kontrolle. Wir bringen Unterdrücktes zu Papier, so wird das Diffuse fassbar und dann kann ich es packen und etwas damit tun. Es kontrolliert nicht mehr mich – ich kann es kontrollieren. Es gibt Studien, die zeigen, dass Schreiben das Immunsystem stärkt, Wohlgefühl erhöht und Ängstlichkeit mindert.

Wie fange ich an?

Schaff dir für deine Übungen ein schönes Buch an, vielleicht blätterst du später gerne darin und dir werden andere Aspekte auffallen – neue Fragen. Wichtig: Achte auf eine gute Ausstattung, einen Stift, mit dem du gut, fließend schreiben kannst. Nutze eine weiche Unterlage, damit du wirklich in einen Flow kommst, und lege dir genügend Papier bereit, damit du während des Schreibflusses nicht suchen musst.

Wenn du magst, kannst du mit der Umgebungsstimmung den Schreib-Flow noch zusätzlich aktivieren: gutes Licht, vielleicht eine Musik, die du magst – probiere es aus. Zur Einstimmung auf jede Übung empfehle ich eine Mini-Meditation. Konzentriere dich eine Minute nur auf deinen Atem, leere den Kopf und dann schreibe los.

Achtung: Es bringt überhaupt nichts, die Übungen „im Kopf“ zu beantworten. Der Schreibfluss ist das Wesentliche, er aktiviert deine Intuition. Die Hand, die den Stift hält, verlängert quasi dein Gehirn und verbindet dich mit deinem Unter- oder Unbewussten. Genau aus diesem Grund schreiben viele SchriftstellerInnen ihre ersten Entwürfe für einen neuen Text mit der Hand. Also – diese Mühe solltest du dir schon machen. Aber es lohnt sich, denn mit dem intuitiven Schreiben erarbeitest du dir eine Methode, deine Probleme auf einfache Art zu ergründen und zu lösen.