Wer bin ich eigentlich? Jede/r von uns hat sich diese Frage sicherlich schon gestellt. Woran mache ich mein Ich fest, das Bild, welches ich von mir habe? Bin ich all die Rollen und Erwartungen, die ich im Außen erfülle – als Ehefrau, Tochter, Autorin, Nachbarin, Freundin …? Und wenn das alles wegfiele – was bliebe übrig? Vielleicht magst du diese Fragen im intuitiven Schreiben weiterführen? Ein paar Impulse gibt es am Ende dieses Beitrags.

Alles eine Typfrage

Du kennst doch bestimmt diese Tests in Zeitschriften? „Welcher Typ sind Sie?“ – heißt es da. Egal, ob es um Shopping, Reisen oder Aufräumen geht oder um große Themen wie Liebe, Leben, Geld – es werden 8 bis 15 Kreuzchen gemacht und schon hat man es schwarz auf weiß – Aha! So bin ich also. Und warum auch nicht? Es kann durchaus hilfreich sein, sich mithilfe von psychologischen Typologien oder nicht-psychologischen Persönlichkeitsmodellen einzuordnen. Seine Disposition zu verstehen. Astrologie, Human Design, Enneagramm oder die Big-5 der Charaktereigenschaften, sie alle geben uns wertvolle Hilfestellung beim Erkennen des So-bin-ich. Und aus den Erkenntnissen heraus können vielleicht Einsichten entstehen, Klarheiten in den großen Fragen nach Bedeutung, Berufung oder Sinn. Oder auch in den kleineren Fragen nach dem nächsten Urlaubsziel, ganz egal. Und gerade im Bereich der Collaboration, der Teamzusammenarbeit, scheint es keine schlechte Idee zu sein, sich die Unterschiedlichkeit der Menschen und ihrer Temperamente bewusst zu machen, wie ich vor einiger Zeit in diesem Beitrag über Temperamente-Dolmetscher erklärt habe.

Und dann wird das Urteil gesprochen.

Nun haben wir also dieses Wissen über Persönlichkeitsmodelle, Typologien und Charaktere. Was machen wir daraus? „Mein Chef ist ein Narzisst“, höre ich jemanden sagen. Eine andere ergänzt, dass ihre Nachbarin so eine typische Borderline-Persönlichkeit sei. Wir definieren uns und andere über Rollen; über Geschlecht, Nation, Partei, Berufsbild und unzählige weitere Kategorien. Es scheint so zu sein, dass unsere Wir-Zugehörigkeiten unser Ich formen – ihm Halt geben, Sicherheit, eine Basis, von der aus es die Welt beurteilt, sich von ihr abgrenzt. Und ich glaube, es ist im Leben oftmals gar nicht möglich, in Beziehung zu gehen, ohne auch in einer Rolle in Erscheinung zu treten.

Und dann gibt es diesen anderen Bereich des Seins, wo wir eine tiefe Sehnsucht spüren nach einem Raum, in dem wir unser wahres Ich entdecken und zeigen können. Denn Rollen sind immer eine starre Art, sich selbst und andere zu sehen. Sie schließen uns ein – geben uns Sicherheit und auf der anderen Seite nehmen sie uns den Raum für die Erfahrung des Jetzt. Wenn wir es schaffen würden, jede Situation und jede Begegnung als neu und einzigartig wahrzunehmen – was sie ja ist!!! – ohne fertige Konzepte, die wir aus der Vergangenheit mitschleppen, was würde dann passieren? Anders gefragt: Wenn wir die Rollen draußen vor der Tür lassen und uns in einem geschützten Raum neugierig und offen begegnen – wer sind wir dann? Wer bist du dann? Traust du dich, es auszuprobieren?

Vielleicht magst du eine dieser Fragen dein intuitives Schreiben inspirieren lassen:

– Bist du deine Rollen?
– Wenn nein – wer oder was bist du dann? (Nicht denken! Schreiben.)
– Wenn es so wäre, dass deine Seele sich genau diese Verkörperung ausgesucht hat – warum hätte sie das tun sollen? Was will sie durch dich erleben? Welche Erfahrung will sie machen?