Schreiben wie ein Profi? Was soll das eigentlich sein? Wenn wir uns all die Profis anschauen, Schriftsteller, Journalistinnen, Bloggerinnen oder auch Textcoaches wie mich, dann schreibt eigentlich jeder anders. Jede hat einen eigenen Stil. Und um diesen zu entwickeln, hilft nur eines: Üben. Üben. Üben. Deswegen gibt es hier ein paar Ideen, wie du Schreibübungen und Schreibpraxis künftig besser in deinen (Arbeits)-Alltag integrieren kannst.
- Fachwissen für alle erschreiben: Nimm dir pro Woche einen Artikel aus einer der Fachzeitschriften vor, die bestimmt bei euch im Büro überall herumliegen. Lese ihn aufmerksam und schreibe dann ein „Management Summary“ für deine Kolleg*innen. (Inhaltsangabe nannte man das in der Schule – z.B. hier https://www.inhaltsangabe.de/anleitungen/inhaltsangabe)
- Fremdworte – ein super Thema, um texten zu lernen. Zum einen kannst du alle Fremdworte, die dir begegnen und die du nicht kennst, nachschlagen und in ein Vokabelheft oder eine Exceltabelle eintragen. Machst du das nur einmal pro Tag, hast du schon nach einem Jahr 365 Worte mehr im Wortschatz!
- Außerdem eignen sich Fremdworte, um die eigene Formulierkunst zu boosten. Nimm dir Worte, die man öfter benutzt, wie z.B. Komplexität, Kategorie, Dramatik, Potenzial … vor und schreibe in einem Satz, was sie bedeuten. Natürlich, ohne das Wort selbst zu benutzen. Beispiel: Kategorie ist das Einteilen von zusammenpassenden Begriffen, Dingen oder Menschen in eigene Bereiche. (Es gab da doch so ein Gesellschaftsspiel, das ähnlich funktioniert, oder? SPIEL ES MAL WIEDER!)
- Übrigens: Es sind nicht die besonders schlauen Menschen, die viele Fremdworte benutzen, nur die besonders wichtigen. ???? Viel schlauer ist es, so zu formulieren, dass es alle Leser verstehen.
- Vermeide Floskeln, Phrasen und Flutschworte.
- Jetzt die offensichtlichste Übung: Schreibpraxis. Am besten erwirbt man sie durch das Führen eines Tagebuchs. HALT! Nicht aufhören zu lesen, das muss nicht langweilig sein. Es könnte z.B. ein Tagebuch sein, in dem du jeden Abend nur eine besondere Begebenheit des Tages beschreibst. Etwas Schönes, Besonderes, dass dir passiert ist. (Was noch den angenehmen Nebeneffekt hat, dass du beginnst, mehr auf die schönen Dinge zu achten, die dir jeden Tag passieren.) Oder du probierst mal die „Morning Pages“ von Julia Cameron aus. Oder führe ein Dankbarkeitstagebuch. Jeden Morgen oder Abend notierst du drei Dinge, für die du dankbar bist. Oder … – ach, dir fällt bestimmt etwas ein, über das du schreiben möchtest, nur für dich.
- Gönn Dir ein Probeabo deiner regionalen Zeitung. Vergleiche mal, was dort zu einem bestimmten Thema geschrieben wird und wie in den Sozialen Medien oder online darüber berichtet wird. Wenn du die Zeitung regelmäßig liest, fällt dir bestimmt ein Journalist auf, dessen Artikel du besonders magst. Warum?
- Überlege gemeinsam mit deinen Kolleg*innen, welche organisatorischen, räumlichen, zeitlichen … Gegebenheiten dich und vielleicht auch die Kolleg*innen am Schreiben hindern. Wie könnt ihr das ändern?
- Viel Lesen ist die beste Voraussetzung für gutes Schreiben. Das können auch ruhig mal „schlaue Bücher“ sein oder Klassiker. Ausführliche Listen zu Büchern, die „man“ gelesen haben sollte, finden sich im Netz.
- Bau öfter mal aus Spaß eine Alliteration, im Sprechen, im Schreiben, im Whatsappen. (Die blöde Bahn war wieder verspätet, der komische Kauz guckte mich an … und so weiter.) Das übt die fluffige Formulierkunst. ????
- Auch mal ein Reim erheitert die Runde und übt das Formuliertalent („Kannst du mir mal das Wasser geben?“ – „Magst du dich nicht vielleicht selbst erheben?“)
- Das Wichtigste: Sage dir jeden Tag, dass du a) schreiben kannst, nur eben anders als andere – es ist DEIN Stil, nicht der vom Nachbarn. b) Deinen Stil kannst du nur weiterentwickeln, wenn du schreibst, immer wieder, immer mehr.
- Abgucken ist erlaubt: Lese und sammele sehr aufmerksam Texte, Blogs, Posts, die dir gefallen. Was gefällt dir? Warum gefällt es dir? Was macht die Autorin anders? Besprecht das auch in der Gruppe, stellt den anderen Blogs vor, die Euch gefallen.
- Lest mit den Kolleg*innen eure Texte (nicht unbedingt die Tagebücher ????) gegenseitig und gebt euch konstruktive Tipps. Dabei übt ihr auch gleich konstuktives kritisieren und tut etwas für ein besseres Zusammenleben. Schön!
- Auf der Suche nach guten Themen – lernt das Zuhören.