Heute ist der Welttag des Buches. Buch – kennt ihr noch – diese Dinger, die man aufklappen kann und dann sind da Buchstaben, Wörter, Sätze drin? Kleine, schwarze Dinger mit Beinchen, die alle zusammenwirken, um uns eine einzigartige Geschichte zu erzählen, in der wir uns verlieren dürfen, mitfühlen, mitfiebern, mitwachsen. Dicke Bücher können wir – ganz physisch 😉 oder metaphorisch nutzen, um höher hinaus zu kommen. Das Wissen und Herzblut der Schreibenden fließen in uns ein und es geschieht etwas mit uns – wir werden eine andere, ein anderer. Lesen verändert – bereichert uns, reichert unsere Welt an mit den Welten anderer, hält unseren Blick offen und weit.
Bücher gehören in die Welt – zumindest in meine Welt – schon sehr lange. Angefangen mit den wunderbaren Wimmelbüchern habe ich als Kind und Jugendliche die Welt lesend entdeckt. Ich brauche immer mindestens ein Buch an meiner Seite. Was passiert, wenn ich keines habe, durften mein Mann und ich vor einigen Jahren im Urlaub auf Formentera entdecken – ich hatte viel zu wenig Lesestoff eingepackt und dort gab es nichts zu kaufen – ich habe Kekspackungen gelesen! Und dann zu Weihnachten einen E-Reader geschenkt bekommen – damit so ein Reisenotfall nie wieder eintritt. Ich lese ganz gerne abends im Bett mit diesem Reader, denn durch die leise Hintergrundbeleuchtung können sich Augen und Hirn, kann sich der ganze Körper schon auf den Schlaf vorbereiten, kein helles Leselicht stört, weil es den Biorhythmus durcheinanderpurzelt. Trotzdem bleibt das Buch als Objekt der Begierde weiterhin mein Favorit: Ein Buch in den Händen halten, umblättern – es ist ein anderes Lesegefühl, wie soll ich es beschreiben … es ist weniger abstrakt, unmittelbarer, mehr Sinne werden angesprochen, wenn ich ein Buch wirklich in der Hand halte. Ein bisschen ähnelt das Gefühl dem Unterschied zwischen Tippen und mit-der-Hand-schreiben – nachhaltiger, tiefer.
Jeder möge sein eigener Geschichtenschreiber sein, dann wird er sorgfältiger und anspruchsvoller leben. (Berthold Brecht)
Apropos „wie soll ich es beschreiben“ – am Tag des Buchs sollten wir auf jeden Fall auch darüber nachdenken, ein eigenes Buch zu schreiben. Jede und Jeder sollte es tun – finde ich – denn wir alle haben eine ganz einzigartige Erfahrung – wir nennen es Leben – die wir teilen können und unbedingt sollten. Jeder Mensch trägt 20 Bücher in sich, sagt ein amerikanischer Kollege von mir. Das ist doch ein tolles Potenzial, das wir nutzen können, damit andere davon profitieren. Was begeistert dich, worüber möchtest du immer wieder reden, möchtest mehr darüber erfahren, wo bist du Fachmann oder -frau, wann kommen Menschen zu dir, um deinen Wissensschatz anzuzapfen? Das ist deine Gabe, du hast sie als Geschenk bekommen, um sie zu teilen, so wie Menschen es schon seit hunderttausenden Jahren machen – sie geben ihr Wissen weiter, damit die Menschheit wachsen kann.
Heute ist das viel einfacher als früher. Die Digitalisierung bietet jedem von uns die Möglichkeit, Autor oder Autorin zu werden. Nicht nur in Buchform, auch auf der eigenen Webseite oder im Blog, in den sozialen Medien oder in Foren: Wir alle können über ein Herzensthema schreiben und eine interessierte Leserschaft finden. Und durch Dienstleister:innen wie mich, die als Ghostwriterin und Schreibcoach unterstützen, wird der Prozess einfach und transparent, auch für Menschen, die ihre Lebensgeschichte erzählen möchten.
Ich persönlich fände es schön, wenn jeder Mensch sein Leben aufschreiben würde. Ich würde gerne die Geschichte meiner Großeltern oder Urgroßeltern lesen, mehr über das Erleben meiner Ahnen erfahren, das ja auch mich prägt. Das Schreiben einer Biografie ist ein Tür-Öffner – es erschließt anderen neue Blicke auf uns. Wir wiederum erhalten eine neue Perspektive auf das eigene Erleben. Menschen rücken einander näher – Vertrauen entsteht, denn Biografien bieten Einsichten und schaffen Verbindung. Ähnlich wie ein Tagebuch holt auch das Niederschreiben einer Lebensgeschichte etwas Vages auf Papier. Vergängliches wird zu einem bleibenden Wert. Und gerade in der heutigen, schnelllebigen und am Außen orientierten Zeit kann ein biografischer Schreibprozess uns helfen, etwas ganz Essenzielles (wieder) zu finden: Die Verbindung zu uns selbst, zu unserem Selbst, zu unserem Innenraum, aus dem heraus wir die Welt auf eine neue, authentische Art erfahren können.
Zum Welttag des Buchs möchte ich daher allen Biografen, allen Autorinnen, allen Bloggern und Vloggerinnen, allen Journalisten und Redakteurinnen und auch sonst allen danken, die unsere Welt mit ihren Geschichten bereichern: Danke, dass ihr uns die Türen zu euren Welten öffnet.